Im Herzen des Ruhrgebiets, auf einer ehemaligen Zechenbrache liegt der Ökokleingarten des Kraut und Rüben e.V.
Schon mit dem Betreten dieser Anlage spürt man den Unterschied: Der Hauptweg durch die Anlage ist weder asphaltiert noch gepflastert, sondern nur geschottert, und auch das akribische Kratzen des "Unkrauts" aus dem Schotterbett scheint man hier die letzten Jahre vollkommen vergessen zu haben.
Gärten und Weg gehen sanft ineinander über. Das dürfte auch die Gärtnerinnen und Gärtner freuen, denn das Pulen der hartnäckig verwurzelten Pflanzen aus dem Schotter gehört zu den besonders rückenschädlichen Arbeiten, die schon manche und manchen zur Verzweifelung gebracht haben.
Bei den Nebenwegen hat man sich die Mühe gleich gänzlich gespart. Kleine, gelegentlich gemähte Graspfade führen zwischen aufgeschichteten und nicht vermörtelten Bruchsteinmauernund Benjeshecken hindurch. Und ehe man sich versieht, findet man sich auf einem kleinen, idyllischen Platz wieder, wo einem gar keine andere Wahl bleibt, als sich auf einer angewitterten Holzbank im Schatten einer Kopfweide niederzulassen und dieses kleine Gartenwunderland zu bestaunen.
Überhaupt: Diese Wiesen und Wege: Hier hat in den mehr als 20 Jahren seit dem Bestehen des Gartens ganz offensichtlich kein Vertikutierer mehr gewütet. Daher sind auch die einfachen Wiesenflächen kein "Rasen", sondern eine mit zahlreichen Blüten durchsetzte Grasfläche.
Die Gärten sind übrigens nie verschlossen; die Gartentore bestehen meist auch nur aus simplen Geflechten aus Weidenruten. Dieser öffentliche Zugang zu allen Gärten gehört zum Konzept des Kleingartengeländes. Ich nehme an, dass die Gartenlauben selbst verschlossen sind, aber ich gebe zu, dass ich das nicht geprüft habe. Nachteil der öffentlichen Zugänglichkeit ist übrigens, dass Gartenteiche nicht erlaubt sind. Nicht auszudenken, wenn aus Versehen ein Kleinkind in einen nicht verschlossenen Garten gelangen und dort in einem nicht abgesicherten Teich ertrinken würde!
Dafür hat man an anderer Stelle extra viel Platz für Kinder gelassen. Es gibt einen großen zentralen Spielplatz, der weit über das hinaus geht, was man gemeinhin in Kleingartenanlagen findet.
Aber auch in den einzelnen Gärten finden sich manchmal noch liebevoll gestaltete Spielbereiche - direkt neben dem - zumeist durch Schneckenringe geschützten Kopfsalat.
Der etwas konventionelle Gärtner stellt übrigens auch schnell fest, dass hier die ein- bis sechsfüßigen "Mitesser" ebenso ein großes Problem zu sein scheinen, wie in "normalen" Kleingartenanlagen. Die meisten Gemüsepflanzen stehen hier - genauso wie auf der heimischen Scholle - zumindest in Schneckenringen, wenn nicht sogar im Hochbeet, um zumindest ein Mindestmaß an Ertrag zu sichern.
Und auch gegen Kaninchen ist man hier nicht gefeit. Die Grundstücke selber sind schon einmal auf gar keinen Fall karnickelsicher eingezäunt. Hier gilt: Freier Zugang für Igel, Fuchs und Hase, nur selten findet man einen Zaun, der zumindest das Gemüsebeet vor nichtmenschlichen Liebhabern schützt.
Aber an anderer Stelle dürfen sich Tiere frei bedienen: Es gibt nicht nur Insektenhotels, sondern auch ein großes, zentrales Sandarium, in dem sich bodenbrütende Insekten vermehren dürfen.
Auch die zentrale Streuobstwiese ist nicht gegen futtersuchende Wildtiere (oder SpaziergängerInnen) gesichert.
Aber mit ein paar pisseligen Insekten gibt man sich in dieser Anlage nicht zufrieden. Es gibt eine eigene Schafherde, die ebenfalls auf einer (diesmal eingezäunten) Wiese weiden darf. Ohne es zu wissen vermute ich, dass die Schafe auch für einige der anderen Grünflächen als vierbeinige Rasenmäher im Einsatz sein dürfen.
Auch das obligatorische Vereinsheim kommt nicht zu kurz. Der äußerst schmucke Bau liegt zentral neben dem Spielplatz und scheint ganz gut genutzt zu werden. Leider wird das Gebäude nur an Vereinsmitglieder vermietet. Ob wegen des großen Andrangs, oder um das nahegelegene Naturschutzgebiet nicht weiter zu belasten, konnte ich leider nicht herausfinden.
Wen das grüne "Gestrüpp" auf dem Dach des Vereinsheims irritiert: nahezu alle Dächer in der Kleingartenanlage sind begrünt - eine einfache Maßnahme, die eigentlich in jedem naturnahen Garten selbstverständlich sein sollte.
Ein letztes Wort hätte ich noch zu den zweibeinigen Schädlingen und ihren vierbeinigen Gefährten zu sagen.
Während wir an einem Montagvormittag die Gärten besichtigten, haben wir nur Besuchende mit Hunden gesehen. Weder waren Gärtner:innen anwesend, noch andere Radfahrende. Anscheinend ist an einem Wochentag dieses Gelände für niemanden so attraktiv, wie für Hundebesitzende.
Und trotz dieser zentral angebrachten sehr freundlich formulierten Bitte: Der Hauptweg war mit Hundehäufchen gesäumt, wie in Witten der Schleichweg zwischen Netto am Crengeldanz und Sonnenschein. (Ortskunde wissen, wovon ich rede.) Manche Menschen sind einfach unbelehrbar. Ich persönlich würde das Gelände komplett für Hunde sperren. Es gibt in der Umgebung nun wahrlich genug Platz, um in die Büsche zu machen.
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