Als Fan der äußerst unterhaltsam geschriebenen Bücher des englischen Hummelforschers Dave Goulson stolperte ich in seinem Buch "Die seltensten Bienen der Welt" über einen interessanten Verweis auf eine Seite, die alle EU-Agrarsubventionen in durchsuchbarer Form enthalten sollte. Und in der Tat listet Farmsubsidary.org recht übersichtlich die Empfänger von EU-Agrarsubventionen auf. Leider reichen die Daten nur von 2002 bis 2013.

In diesem Zeitraum wurden in Deutschland ungefähr 23,5 Milliarden € Agrarsubventionen ausgeschüttet. Die größten Einzelempfängern sind Naturschutzorganisationen wie das Landesumweltamt Brandenburg (über 100 Millionen €) und  der Landesbetrieb für Küstenschutz Nationalpark und Meeresschutz in Nordfriesland (88 Millionen €). Aber schon auf Platz 3 der Empfänger rangiert mit 77 Millionen € die Südzucker AG in Heilbronn, bei der man doch eher kommerzielle Interessen vermuten kann.(Gefolgt von der Nordmilch AG in Bremen.)
Leider sind die Daten nur recht schlecht normalisiert. Für "Witten" findet sich nur ein einziger Empfängerdatensatz, was daran liegt, dass alle anderen Wittener Betriebe unter dem Ennepe-Ruhr-Kreis aufgeführt werden.

Auf der Suche nach aktuellen Daten fand ich diese schließlich für die Jahre 2020 und 2021 auf den Seiten des BMEL. Die Suche nach "Witten" findet leider auch "Wittenberg" und führt daher zu unbrauchbaren Ergebnissen. Man muss schon nach allen Wittener Postleitzahlen (mit dem Fragezeichen als Wildcard für die hinterste Ziffer der Postleitzahl, also "5845?" suchen, um zu (dann aber auch +/- vollständigen) Ergebnissen zu gelangen. Als einziger ehrenamtlicher Empfänger findet sich die NaWit, deren Naturpflegearbeit 2021 mit EU-Agrarsubventionen in Höhe von 3.131,16 € unterstützt wurde. Bei den gewerblichen Empfängern und Landwirt:innen sind die Summen natürlich erheblich höher; zwei Wittener Höfe haben mehr als 100.000 € bezogen.

Die Wittener Betriebe verteilen sich auf folgende Einnahmeklassen:

Subventionssumme 2021   Anzahl Betriebe
 >= 100.000 € 2
 10.000 - 100.000 € 11
 1000 - 10.000 €  34
 < 1000 € 2
 Summe 47

 

Interessant sind auch einige Details: So ist die Hauptsubventionseinnahmequelle des Trantenrother Hofs z.B. das Schulobstprogramm, das für die Versorgung einiger Wittener Schulen mit äußerst schmackhaftem Bio-Obst sorgt. Aber auch die Landwirtschaft auf dem Annener Berg oder die Kornkammer Holte finden sich hier zwischen zahlreichen konventionell wirtschaftenden Neben- und Vollerwerbsbetrieben. Leider sind die natürlich wirtschaftenden Betriebe hoffnungslos in der Minderzahl.

Aber zumindest erhält man einen Eindruck davon, wie viel Agrarsubventionen eigentlich fließen, und welche Leistungen dafür erbracht werden.

 

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